Alles, was Sie über Islandpferde wissen müssen
Das Islandpferd hat einen besonderen Platz im Herzen der Isländer. Sein einzigartiger Gang, die Widerstandsfähigkeit gegenüber rauen Witterungsbedingungen und sein freundliches Wesen verleihen ihm eine wichtige Stellung in der isländischen Kultur.
Erfahren Sie mehr über diese gutmütigen und robusten Tiere, was sie so bemerkenswert macht und warum Reisende aus aller Welt sie in Island, ihrem natürlichen Lebensraum, besuchen wollen!
Die Geschichte des Islandpferdes
Seit über 1000 Jahren ist das reinrassige Islandpferd in Island beheimatet. Das Pferd – ein Symbol der Fruchtbarkeit – spielte in der nordischen Kultur und Geschichte schon immer eine wesentliche Rolle.
Als die ersten nordischen Siedler nach Island kamen, brachten sie neben ihrem Glaubenssystem auch ihre Pferde mit, und so wurde das Islandpferd zum festen Bestandteil der isländischen Kultur.
Im Laufe der Geschichte wurden nur die besten Pferde für die Zucht ausgewählt – nach bestimmten Merkmalen wie Farbe und Körperbau. Das bedeutet, dass das heutige Islandpferd das Ergebnis einer jahrhundertelangen selektiven Zucht ist.
Um diese Reinrassigkeit zu erhalten, darf ein Islandpferd heute zwar ausgeführt, aber nicht wieder nach Island eingeführt werden, so dass Pferdebesitzer, die auswandern, vor einer schweren Entscheidung stehen.
Was ist das Besondere an Islandpferden?
Das Islandpferd hat schon viel überstanden. Von Vulkanausbrüchen bis hin zu strengen, eisigen Wintern – dieses stämmige Tier hat sich an das raue isländische Klima angepasst und seine Widerstandsfähigkeit mehr als bewiesen.
Darüber hinaus ist das Islandpferd freundlich und gutmütig gegenüber den Menschen – ein Erbe aus der Zeit, als es im Zentrum des Wikingerclans stand – und wird daher von Isländern und Besuchern gleichermaßen geschätzt.
Besucher des Landes können auch feststellen, dass Pferde einen wichtigen Platz in der Mythologie des Landes einnehmen. Die Schlucht Ásbyrgi in Nordisland zum Beispiel soll durch den Abdruck von Odins Pferd Sleipnir entstanden sein, als dieser mitten im Flug einen Huf auf das Land aufsetzte.
Um zu verdeutlichen, wie sehr den Isländern die Pferde am Herzen liegen: Jedes Pferd erhält seine eigene „Kennitala“ (Sozialversicherungsnummer), und die Isländer verwenden häufig Apps, um ihr Pferd im Auge behalten zu können.
Das Islandpferd ist nicht nur gutmütig und robust, sondern auch ein unglaublich schönes Geschöpf. Es hat eine prächtige Mähne und kommt in 40 verschiedenen Fellfarben sowie mit vielen weiteren Mustern vor.
Warum ist ein Islandpferd kein Pony?
Das Islandpferd wird zwar als Pferd bezeichnet, aber wer es nicht kennt, könnte es aufgrund seiner kurzen Beine und seines stämmigen Körperbaus mit einem Pony verwechseln. Warum ist es also kein Pony?
Nun, obwohl das Islandpferd die Größenanforderungen für ein Pony erfüllt (es ist im Durchschnitt 1,25 bis 1,50 cm groß), ist das nicht der einzige Faktor, der berücksichtigt wird. Die Fédération Equestre Internationale (Internationaler Reitsportverband) berücksichtigt bei der Klassifizierung neben der Größe auch den Körperbau und das Temperament des Pferdes.
Es wird gerne behauptet, was dem Islandpferd an Größe fehlt, macht es durch sein Temperament wieder wett.
Foto von Benjamin Hardman
In der Tat ist das Islandpferd ein temperamentvolles, starkes Tier, das Turnierreitern entsprechende Herausforderungen bieten kann, das aber gleichzeitig gutmütig und geduldig genug ist, um sich auch für Anfänger zu eignen.
Wichtig ist, dass das Islandpferd von den Isländern schon immer als Pferd betrachtet wurde, so dass seine Einstufung als Pferd bereits seit langem sowohl innerhalb als auch außerhalb Islands akzeptiert wird.
Die einzigartige Gangart des Islandpferdes
Das Islandpferd beherrscht alle üblichen Gangarten - Schritt, Trab und Galopp - wie jedes andere Pferd auch. Es besitzt jedoch zwei weitere einzigartige Gangarten – den Tölt und den Pass („Skeið“) –, von denen man annimmt, dass sie sich als Reaktion auf eine Genmutation entwickelt haben.
Wenn Islandpferde den Tölt ausführen, hat mindestens ein Huf immer Bodenkontakt. Diese flüssige Bewegung trägt zur Stabilisierung des Ritts bei, beseitigt fast vollständig die üblichen Erschütterungen beim Reiten und ermöglicht so ein ruhigeres und angenehmeres Reiterlebnis.
Der Pass hat ein schnelles oder fliegendes Tempo, das von den Pferden eine laterale Gangart verlangt – dabei berühren beide Beine auf einer Seite des Pferdes gleichzeitig den Boden und das Pferd bewegt sich auf eine Art und Weise, die dem menschlichen Laufen sehr ähnlich ist. Bei hoher Geschwindigkeit gibt es Momente, in denen kein Huf den Boden berührt.
Foto von Benjamin Hardman
Das Islandpferd kann beim Pass Geschwindigkeiten von bis zu 48 km/h erreichen, und ein Jockey, der mit seinem Pferd einen schnellen Pass reiten kann, gilt als außergewöhnlich guter Reiter.
Beide Gangarten haben sich durch die selektive Zucht der Wikinger entwickelt, aber der Tölt ist besonders nützlich, da sich die Pferde damit auf dem felsigen und unebenen Gelände der isländischen Vulkanlandschaften mühelos bewegen können.
Wie viele Pferde gibt es in Island?
In Island, einem Land mit nur 350.000 Einwohnern, leben etwa 80.000 der insgesamt 180.000 registrierten Islandpferde. Bei einem Verhältnis von ungefähr einem Pferd auf vier Menschen kann man schon erahnen, dass Pferde in der isländischen Gesellschaft eine wichtige Rolle spielen.
Der Rest der Islandpferde – 100.000 Pferde – lebt im Ausland, die Hälfte davon vermutlich in Deutschland, wo sich das Islandpferd großer Beliebtheit erfreut.
Gibt es Wildpferde in Island?
In der Regel werden die Pferde von einem Landwirt oder einem Stallbesitzer versorgt und leben daher auf dem Land, das ihre Besitzer bewirtschaften. Kurz nach der Lammzeit im Frühjahr lassen viele Landwirte ihre Pferde jedoch frei in den Bergen laufen, damit sie dort die üppige Vegetation des Hochlandes zum Grasen nutzen können.
Für einen Reisenden mag es auf den ersten Blick so aussehen, als gäbe es viele Wildpferde, aber die meisten Pferde in Island sind tatsächlich im Besitz von Landwirten oder Pferdepflegern.
Es gibt jedoch eine kleine Anzahl von Wildpferden in Island – schätzungsweise 100 Tiere.
Die besten Orte, um Pferde in Island zu beobachten
Wo immer Sie in Island unterwegs sind, werden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit ein Islandpferd entdecken. Wenn Sie die Ringstraße entlangfahren, können Sie Islandpferde am Straßenrand oder bei nahe gelegenen Bauernhöfen oder Ställen grasen sehen.
Es kommt häufig vor, dass Reisende anhalten, um die Pferde zu streicheln und Fotos mit ihnen zu machen. Aber es ist wichtig, dass wir verantwortungsvoll mit ihnen umgehen, indem wir sie nicht füttern und kein Privatgelände betreten.
Wenn Sie diese freundlichen Tiere aus nächster Nähe erleben möchten, sollten Sie eine Reittour in Island unternehmen.
Sie können nicht nur auf dem Pferdrücken durch die atemberaubende Vulkanlandschaft im Land aus Feuer und Eis reiten, sondern haben auch die Möglichkeit, sich mit dem Pferd anzufreunden und es sogar zu pflegen.
Die besten Tipps für das Reiten in Island
Reiten in Island ist ein einzigartiger Sport – nicht zuletzt wegen der unberechenbaren Wetterbedingungen. Es ist wichtig, dass Sie sich überlegen, zu welcher Jahreszeit Sie reisen, welche Kleidung Sie benötigen, welche Art von Tour Sie unternehmen möchten und wie gut Sie selbst reiten können.
Die beste Jahreszeit zum Reiten in Island
Eines der schönsten Dinge am Reiten in Island ist, dass man es zu jeder Jahreszeit genießen kann. Diese ganzjährige Aktivität ist bei Reisenden und Einheimischen gleichermaßen sehr beliebt.
Obwohl die meisten Reiter in der Sommersaison (April bis September) unterwegs sind, ist das Pferd dank seines dichten Fells bei jedem Wetter für Abenteuer bereit.
Sie sollten sich überlegen, welche Landschaften Sie bewundern möchten, wenn Ihr Pferd durch die Natur töltet – seien es schneebedeckte Berge oder Lupinenfelder –, und bei welchem Wetter Sie sich auf dem Pferderücken am wohlsten fühlen.
Reitkleidung in Island
Die meisten Reitställe und -höfe stellen Ihnen spezielle Reitausrüstung zur Verfügung, einschließlich Helm und Regenkleidung, falls Sie diese benötigen.
Gebrauchte Reithandschuhe und Reitequipment wie z. B. Gerten dürfen nicht eingeführt werden, da Islandpferde nicht geimpft und sehr anfällig für eingeführte Krankheiten sind. Andere Reitkleidung sowie Reitstiefel müssen gründlich gewaschen und/oder desinfiziert werden. Abgesehen davon ist es ratsam, sich dem Wetter entsprechend zu kleiden.
Wie bei allen Reisen in Island sind mehrere Kleidungsschichten optimal.
Hier ist eine praktische Liste von Dingen, die Sie für einen Reiturlaub in Island einpacken sollten:
- Basisschicht oder Thermounterwäsche
- Warme, wasserdichte und bequeme Sport- oder Wanderschuhe
- Handschuhe
- Warme Wollsocken – idealerweise mehr als ein Paar
- Eine Mischung aus warmen und leichten Kleidungsschichten
- Bequeme und wetterfeste Hosen, z. B. Softshell-Hosen/Winter-Leggings
- Eine warme, wasserdichte Jacke
Sind Islandpferde für Anfänger geeignet?
Das gutmütige Islandpferd ist eine wunderbare Wahl für Anfänger. Islandpferde sind geduldig und verzeihen Fehler – auf diese Weise lassen sie ihre Reiter lernen. Und durch ihren kleineren, gedrungeneren Körperbau machen sie auf Anfänger einen zuverlässigen und weniger bedrohlichen Eindruck als ein größeres Pferd.
Anderswo auf der Welt reiten Anfänger zunächst oft auf einem Pony, aber in Island können sie sich gleich in den Sattel eines Islandpferdes schwingen.
Mehrtägige oder eintägige Reittouren – was ist besser?
Es läuft auf das uralte Prinzip der persönlichen Vorliebe hinaus, wenn es darum geht, welche Art von Tour man machen möchte.
Ein Tages- oder Halbtagesausflug ist die beliebteste Option bei Reisenden, da sie dadurch diese gutmütigen und freundlichen Tiere kennenlernen können und gleichzeitig genügend haben Zeit, um noch mehr von Island zu entdecken.
Eine mehrtägige Tour eignet sich eher für erfahrene Reiter oder für diejenigen, die primär unsere wunderbaren Islandpferde kennenlernen möchten, da diese Art von Touren im Allgemeinen anspruchsvoller ist.
Veranstaltungen zu Ehren des Islandpferdes
Es ist kein Geheimnis, dass wir unsere Islandpferde lieben, und für viele sind sie ein Symbol des Nationalstolzes. Aber wussten Sie, dass wir das ganze Jahr über viele Veranstaltungen zu Ehren unserer vierbeinigen Freunde organisieren?
Foto von Rebecca Stumpf
Der Tag des Islandpferdes
Unser bei weitem größtes Fest zu Ehren des Islandpferdes findet jedes Jahr am 1. Mai statt.
Überall auf der Welt kommen die Mitglieder der isländischen Pferdegemeinschaft zusammen, um ihre Pferde zu präsentieren und zu feiern, und öffnen oft ihre Ställe für Besucher.
Landsmót: Das nationale Turnier für Islandpferde
Das nationale Turnier für Islandpferde, den Isländern als Landsmót bekannt, wurde im Jahr 1950 erstmals im Nationalpark Þingvellir ausgetragen.
Die Hauptveranstaltung heißt „Gæðingakeppni“, bei der Reiter aller Altersgruppen mit ihren Pferden in den fünf Gangarten des Islandpferdes gegeneinander antreten können. Der Reiter mit dem besten Pferd erhält eine Goldmedaille, und es gibt einen speziellen Tölt-Champion-Titel, mit dem die einzigartige Gangart des Islandpferdes gewürdigt wird.
Das Landsmót ist nicht nur eine Gelegenheit für Reiter, ihre Pferde zu präsentieren, sondern auch eine Veranstaltung für Familien und die Gemeinschaft. Es ist eine großartige Gelegenheit, sich zu treffen, Live-Auftritte zu genießen, isländische Gerichte zu schlemmen und Kinder gemeinsam spielen zu lassen.
Réttir
Foto von Rebecca Stumpf
Réttir ist ein jährliches Ereignis, das in der Regel im September stattfindet, wenn die Saison vom Sommer zum Winter wechselt.
Während des Réttir werden die Pferde und Schafe aus den Bergen geholt, wo sie die Sommermonate verbracht haben. Pferde, die während der Sommermonate auf den Bauernhöfen geblieben sind, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle beim Réttir, da sie den Landwirten helfen, ihre Herden zusammenzutreiben.
Die Bauern treiben die Tiere von den Bergen hinunter in Koppeln, wo sie ihre Herde vom Rest der Schafe trennen.
Im ganzen Land finden rund 200 Réttir-Veranstaltungen statt, und Reisende sehen sich diese Ereignisse oft gerne an.
Jetzt sind Sie also ein Experte für unsere schönen Islandpferde und damit auch bereit für Ihre Reise nach Island. Wir freuen uns darauf, Sie bald an Bord eines Fluges nach, von oder über Reykjavík begrüßen zu dürfen!
Text von Katie Lindsay
Fotos von Benjamin Hardman und Rebecca Stumpf